Waschmaschinen auf dem Frankfurter Börsenparkett: Haier ist an der Frankfurter Börse. Ein großer Schritt für den Hausgerätehersteller im Problemmarkt Europa. Denn der Börsengang soll für Publicity sorgen und frisches Geld für den Kampf gegen die Mieles, Boschs und AEGs einbringen.  

Lautes Läuten und großer Applaus zwischen Waschmaschinen und  Kühlschränken. Anleger können die Aktien des Hausgeräteherstellers Haier nicht nur in Shanghai, sondern auch an der Frankfurter Börse kaufen.

Mit einem Euro und sechs Cent liegt der erste Kurs der Aktie einen Cent über dem ursprünglichen Ausgabepreis. Ein deutlicher Abschlag  im Vergleich zu den zwei Euro, für die die Aktien umgerechnet in Shanghai gehandelt werden.

Ein Meilenstein für Haier

Für Haishan Liang, den Vorstandschef von Qingdao Haier, ist der Börsengang trotzdem ein strategischer Meilenstein. Nicht nur, weil Frankfurt für ihn eine wichtige Börse in Europa ist.

„Wir sind ein globales Unternehmen. Und für uns ist der europäische Markt ein sehr wichtiger. Nicht nur der Kapitalmarkt, in dem wir jetzt hier so präsent sind. Sondern auch der Verbrauchermarkt“, sagt Haishan Liang, der CEO von Haier. „Das heißt, unsere Produkte werden bereits hierher exportiert und verkauft. Durch diesen Börsengang wollen wir jetzt den Bekanntheitsmarkt unserer Marke deutlich erhöhen.“

Tatsächlich ist Haier mit einem Marktanteil von gut 14 Prozent bereits weltweiter Marktführer bei den Hausgeräten. In Nordamerika und Asien liegen die Chinesen schon lange vor der Konkurrenz. Nur in Europa kommen sie nicht gegen die Öfen, Kühlschränke und Waschmaschinen der Mieles, AEGs und Boschs an.

Übernahmen in Europa möglich

Mit den Einnahmen aus dem Börsengang soll sich das jetzt definitv ändern, sagt Yannick Fierling, Haiers Europa-Chef. „Der Börsengang erlaubt uns, in unsere Marke zu investieren und unsere Wahrnehmbarkeit zu erhöhen. Einen anderen großen Teil unserer Einnahmen werden wir für weitere Übernahmen und Zukäufe nutzen“, so Fierling.

„Wir haben bereits mit der Übernahme des italienischen Elektronikherstellers Candy begonnen und werden sie im nächsten Jahr abschließen. Und dann schauen wir uns nach weiteren Übernahmekandidaten um“; kündigt Fierling an.

Der Börsengang ist aber nicht nur ein strategischer Meilenstein für Haier. Sondern auch für die deutsch-chinesische Börsenplattform CEINEX, über die die Aktien von Haier gehandelt werden.

Seit der Gründung vor drei Jahren hat CEINEX bereits gut 70 Finanzinstrumente an den Markt gebracht. Vor allem börsengehandelte Fonds mit chinesischen Unternehmen und Green Bonds, also Anleihen die Geld umweltfreundlich Anlegen.

Ex-Börsenchef von Rosen: „Die Chinesen sind kluge Strategen“

Jetzt endlich: der erste Börsengang. Und der wird der Ausgangspunkt für eine langfristige Verbindung zwischen den chinesischen und den deutschen Finanzmärkten sein, schätzt EX-Börsen-Chef und China-Kenner Rüdiger von Rosen.

„Die Chinesen machen das alles nicht aus sozialen Gründen. Das sollen wir durchaus auch im Hinterkopf behalten. Aber sie sind kluge Strategen“, sagt von Rosen. Wenn Frankfurt hier als zentraler Börsenplatz eine wesentliche Rolle spielt und nicht New York oder London. Dann ist das ein klares Signal. Das zeigt, dass China sehr langfristig an Deutschland interessiert ist und an den entsprechenden Institutionen.“

Deswegen ist  Haier für CEINEX nur der Anfang. Weitere etablierte Unternehmen aus der chinesischen Realwirtschaft stehen in den Startlöchern, heißt es aus den Kreisen des Börsen-Joint-Ventures. Und so könnte es bald wieder Glockengeläut und Applaus für Chinesen in Frankfurt geben. Dann aber wahrscheinlich für Unternehmen aus den Branchen Energie, Autobau oder Logistik.

Eine Radio-Reportage zum Börsengang von Haier wurde am 24.10.2018 im ARD-Hörfunk gesendet.