Corona hat die Reiselaune der Deutschen getrübt. Doch ein Gang über die Internationale Tourismusbörse in Berlin zeigt: Die Reiselust ist zurück – und das Reisen ist so digital wie nie.

Wenn es nach den Zielen geht, dann war schon beim Blick in die Aussteller-Liste klar: Alles, was Rang und Namen hat und von Touristen gern bereist wird, ist wieder mit dabei. Und auch der Gang über die Messe zeigt: Selbst weniger touristische Länder wie Haiti oder Irak buhlen wieder um die Gunst der Reisenden.

Einen Reise-Deal nach dem anderen

Und auch, wer sich auf der Messe ein wenig umhört, dem wird schnell klar: Die Reiselust ist so stark wie nie. „In unserer Business Class finden sich weniger Business Reisende, dafür sind mehr Menschen ohne Schlips und Kragen unterwegs“, sagt zum Beispiel ein führender Manager der Lufthansa Group beim Hintergrundgespräch auf der Empore der Gruppen-Präsentation.

Und auch sonst sind die Plätze der Aussteller auf dem Berliner Messegelände sehr gut besucht. Ein Deal nach dem anderen verhandeln Reisebüros, Veranstalter und Tourismus-Anbieter – gerne auch bei Kaffee, Saft oder Bierchen.

Reisen – so digital wie nie

Ein zweiter Blick zeigt aber auch: Nicht nur die Reisenden sind wieder da. Ihre Reise wird auch so digital wie noch nie stattfinden. Erstes Beispiel: Autovermietung. Musste man zu Corona-Zeiten oft noch zum Schalter zur Abholung und bei der Wagen-Rückgabe eine rostige Schublade anfassen – so geht das alles mittlerweile fast berührungslos. Code scannen oder Pin eingeben – und schon öffnet sich das mit dem Buchungssystem verknüpfte Schlüsselschränkchen und gibt den Schlüssel für das Mietauto frei.

Anderes Beispiel: Stadtführungen. Der Anbieter „guidable“ hat die Stadtführung digitalisiert und individualisiert. Während man früher noch Verabredungen mit Menschen machen musste oder einen klobigen Kopfhörer mit sich herumtrug, geht in seiner App nun alles direkt auf Abruf. Zur Fußball-EM sollen sogar bald die größten Städte Deutschlands verfügbar sein.

Die Privatbesucher kommen trotzdem

Besonders beliebte Anlaufpunkte: Karibische Inseln, asiatische Paradiese und europäische Nachbarn. Das Land Bremen hat fast so einen großen Stand wie der Freistaat Bayern. Und Polen, Südostasien und so manches afrikanische Land punktet mit kulinarischen Eigenheiten.

Eigentlich alles so wie immer. Wäre da nur nicht die Fokussierung auf Fachbesucher. Öffnung für normale Besucher so wie vor der Pandemie: Fehlanzeige. Vielleicht auch aus Klima-Gründen? Wegen des guten Images? Vielleicht auch aus Rücksicht auf die Kosten? Man weiß es nicht.

Und trotzdem. Neben den ganzen professionellen Gästen waren doch unwahrscheinlich viele Privatmenschen auf der Messe unterwegs. Das ist vielleicht die größte gute Nachricht dieser internationalen Tourismusbörse. Die Menschen bleiben neugierig. Wollen die Welt selbst kennen lernen. Und auch wenn das heute nur auf der Messe ging – der folgende Satz bleibt wahr: You will never know until you go. Gerade in diesen aufgeregten Zeiten.

Der ITB-Rundgang fand am 06.03.2024 statt.