Willkommensfreude, Abschiedsschmerz, Reiselust – an keinem Ort trifft man all das so konzentriert wie an einem Flughafen. Gedanken über einen beinahe schon „heiligen“ Ort.

Eine Kathedrale, das ist ja ein Ort, an dem sich viele Menschen versammeln um gemeinsam ihrem Glauben zu huldigen. Ein Flughafen ist für mich auch so eine Kathedrale. Hier kommen unwahrscheinlich viele Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen zusammen, die doch irgendwie alle auch mit der Fliegerei verbunden sind.

Emotionale Flughafenmomente beobachten

Die einen fliegen weg. Die anderen kommen an. Wieder andere vergießen Tränen des Abschieds oder der Wiedersehensfreude. Es gibt aber auch diejenigen, die einfach nur zum Schauen vorbeikommen. Zum Einkaufen, Träumen oder ganz schlicht: Flugzeuge gucken. Und manche sind hier sogar Zuhause. Getarnt mit Rucksäcken oder sogar Koffern haben sie aber sich so geschickt getarnt, dass sie in der Masse der Reisenden bewusst nicht mehr auffallen.

All diese Szenen zu beobachten empfinde ich als unglaublich schön zu beobachten. Beim Zuschauen werde ich für einen kurzen Moment Teil der Szene. Tauche in ein anderes leben ein. Erlebe den Moment mit, den diese Menschen gerade erleben. Um im nächsten Moment schon wieder in die nächste Szenerie einzutauchen.

Sehnsuchtsorte auf der Abflugtafel

Und beim Umschauen  wächst in mir dann auch diese ganz besondere Fernweh, die so nur an einem Flughafen entstehen kann. New York, Seoul, Havanna. Kreta, Las Palmas, Arrecife. Ein Blick auf die Abflugtafel genügt und schon sind sie da: die Bilder all dieser Sehnsuchtsorte, die ich schon sehen durfte oder die ich gerne nochmal bereisen möchte.

Manchmal ertappe ich mich, wie mich dann die Fernweh in besonderer Stärke erwischt. Es sind diese Momente, wo mich die Lust überkommt, einfach nur aufzubrechen: Wie wäre es, jetzt ein Ticket zu kaufen. Einfach losfliegen. An einen dieser Sehnsuchtsorte. Was hindert mich schon?

Stiller Genuss mit Vorfeldblick

In diesem Moment suche ich mir ganz schnell ein Café mit Vorfeldblick. Bei einem gemütlichen Tee schaue ich den rollenden Flugzeugen beim Rollen und Abheben zu. Und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch am Flughafen – bei dem ich vielleicht ja sogar fliege.

Dieser Text entstand im Nachgang meines Jumbo-Fluges vom 01.11.2018. An diesem Tag bin ich für hessenschau.de im ersten Jumbo zwischen Frankfurt und Berlin nach der Air Berlin-Insolvenz mitgeflogen.