Die Hochwasserkatastrophe an Ahr und Erft war nicht nur von den Regenmengen her außergewöhnlich – sie ist auch ein Ergebnis des Klimawandels. Das zeigt eine internationale Studie.

Erst kam der Starkregen und dann die Sturzflut mit ihren schlimmen Schäden: verwüstete Landstriche, zerstörte Existenzen und 220 Tote an Ahr und Erft. Angesichts der offensichtlichen Wetterdaten war vielen Meteorologen schon früh klar: Solche extremen Regenfälle mit 93 Litern pro Quadratmeter hat es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht in Deutschland gegeben.

39 Wissenschaftler aus mehreren Ländern

Eine Studie der World Weather Attribution in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zeigt jetzt auch das weniger Sichtbare: Die extremen Starkregenfälle vom Juli und die damit verbundenen Hochwasserschäden sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch eine Folge des Klimawandels.

39 Forschende aus Europa, Großbritannien und den USA haben in den vergangenen Wochen unter Hochdruck an einer sogenannten Attributionsstudie gearbeitet, die den möglichen Zusammenhang zwischen Klima und Katastrophe klären sollte. Dazu haben sie mithilfe von statistischen Analysen und Computersimulationen das heutige Klima mit dem Klima vor dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1,2 Grad Celsius seit Ende des 19. Jahrhunderts verglichen – mit deutlichen Lernfortschritten für die Forscher.

Niederschlagsmengen wie seit 90 Jahren nicht

„Zum einen haben wir gelernt, dass es ein sehr seltenes Ereignis war“, ordnet Frank Kreienkamp, der Leiter des Regionalen Klimabüros beim DWD in Potsdam die Ergebnisse ein. In Deutschland habe es in 90 Jahren und in Europa in 70 Jahren der Wetterbeobachtung solche Niederschlagsmengen noch nicht gegeben.

Andererseits könne dieses Wetterereignis aber auch eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden: „Wir sehen ganz klar, dass der Klimawandel die Eintrittswahrscheinlichkeit deutlich erhöht hat und dass er die Intensität erhöht hat.

In der Hochwasserregion, die im Juli von Frankreich über Deutschland bis in die Schweiz reichte, konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sich die maximale Niederschlagsmenge durch den Klimawandel insgesamt um zwischen drei und 19 Prozent erhöht hat. Zudem sei es nach Angaben der Forscher unter den gegenwärtigen Klimabedingungen auch zu erwarten, dass solche Starkregenereignisse in der gesamten Region deutlich häufiger auftreten. Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfür habe sich um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht.

Plöger: „Studie hilft bei Wettervorhersagen“

ARD-Wetter- und Klimaexperte Sven Plöger sieht in den Ergebnissen der Studie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Ereignisse im Juli. „Das sind ganz wichtige Ergebnisse, weil sie uns eben zeigen, dass es tatsächlich einen Einfluss des Klimawandels auf dieses Ereignis gegeben hat. Das war zunächst eine Vermutung, und jetzt lässt sie sich in Zahlen belegen.“

Und auch für seine Wettervorhersagen nimmt Plöger viel aus den Studienergebnissen mit: „Mir hilft das sehr, indem ich bei künftigen Unwetterwarnungen immer noch stärker diese Verbindung zwischen Klimawandel, Wettervorhersage und Wetterereignis herstellen kann. Und zwar ohne die Leute wahnsinnig zu erschrecken oder in Panik zu versetzen, aber zu informieren.“

Denn extremes Regenwetter könne, nicht nur in Bangladesch oder anderen fernen Ländern sondern auch bei uns tatsächlich extreme Folgen haben, so Plöger.

Über die DWD-Studie habe ich am 24.08.2021 crossmedial berichtet in Beiträgen für die tagesschau, tagesschau.de und Alle Wetter sowie in einer Live-Schalte mit tagesschau24.