Vor 20 Jahren wurde das Euro-Bargeld offiziell als Zahlungsmittel eingeführt. Aber ist der Euro nun der „Teuro“, als der er immer verschrien wurde? Nein, sagen Experten. Die Meinungsforscher sprechen sogar von einer „Erfolgsgeschichte“.

Im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt gehören die Starterkits und die Euro-Einführung schon lange zum Inventar. Und das aus gutem Grund: eine gemeinsame Währung für mehr als 300 Mio. Menschen in Europa – vor 20 Jahren wurde diese Europäische Idee Wirklichkeit.

Harte Arbeit für eine perfekte Bargeldeinführung

Eine große Leistung, sagen die, die die damals verantwortlich waren, wie Otmar Issing, Mitglied des EZB-Direktorium von 1998-2006. „Dank des Einsatzes von rund 50.000 Experten aus dem ganzen Euro-Raum in der Bankenwelt in der EZB voran ist es gelungen, diese größte logistische Herausforderung in Friedenszeiten ohne Panne zu bewältigen. Wir hatten das gehofft, aber diese Perfektion konnte eigentlich niemand erwarten“, sagt Issing.

Zur Euro-Einführung war Otmar Issing nicht nur Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Als EZB-Chefvolkswirt hat er damals hart dafür gearbeitet, dass der Euro so stabil wird wie die gute alte D-Mark.

„Die EZB hat das eingelöst, was die Politiker versprochen haben ein Euro, der so stabil ist wie die D-Mark, gemessen an den Preissteigerungsraten, die für den Euro niedriger ausfallen als für die DM. Allerdings ist das eine Rechnung, die bis jetzt gilt“, bemerkt Issing. Denn gerade jetzt steigen die Preise ordentlich an.

„Teuro“ wird zum Wort des Jahres 2002

Den Ruf des teuren Euro hatte der Euro schon kurz nach der Bargeldeinführung weg. Gefühlt hatten viele Händler und Gastronomen die Preise eins zu eins von D-Mark in Euro umgerechnet. „Teuro“ schaffte es deshalb sogar zum Wort des Jahres 2002, erklärt uns Andreas Hackethal von der Goethe Uni Frankfurt. Doch war der Euro überhaupt je ein Teuro?

„Gemessen an der Geldentwertung spricht der Inflation sicherlich nicht. Die letzten 20 Jahre war die Geldentwertung niemals über drei Prozent sogar meistens unter zwei Prozent. Das war zu D-Mark-Zeiten noch anders“, sagt Hackethal. Dabei haben auch gerade jetzt wieder viele  das Gefühl, dass ihnen das Geld nur so durch die Finger rinnt. Besonders bemerkbar macht sich das beim Mieten oder bei den steigenden Energiepreisen.

„Das ist vor allen Dingen die Corona Pandemie, weil ist, was es dort passiert. Die Staaten haben extrem dagegen gesteuert über ihre Hilfsprogramme. Das schüttete natürlich ganz viel Geld einerseits in die Haushaltskassen, da wurde konsumiert, auch nachgeholt in den letzten Monaten plus die Energiepreise. Die sind vor allen Dingen daran schuld, denn die haben die Verbraucherpreise auch für uns fühlbar deutlich nach oben geschossen. Das merken wir derzeit sehr“, sagt Hackethal.

Hohe Inflation in Deutschland – aber nicht im ganzen Euro-Raum

Und es zeigt sich auch in den Preissteigerungsraten der Euro-Länder. Denn im Geldmuseum notieren sie jeden Monat die aktuellen Inflationsraten. So hoch wie aktuell waren sie lange nicht. Mit insgesamt 3,1 Prozent lagen die Preissteigerungen für einen durchschnittlichen Warenkorb in Deutschland 2021 auf dem höchsten Wert seit der Euro-Einführung. Eine so hohe Inflation gab es zuletzt kurz nach der Wiedervereinigung.

Doch muss die EZB jetzt tatsächlich handeln? Andreas Hackethal verweist auf den Auftrag der EZB. „Die EZB hat ein klares Mandat. Das ist erstmal Preisstabilität, und da hat sie sich zwei Prozent gegeben. Schaut man in die Märkte halt sein Ohren, die Märkte. Man kann anschauen, womit wird denn da gehandelt? Dann sind wir derzeit ziemlich genau bei zwei Prozent über die nächsten fünf bis zehn Jahren. Wenn die EZB jetzt ihre Modelle befüllt, kommt sie zu dem Schluss, die Inflation ist jetzt da, wo sie sie haben möchte.“

Laut Marktforschung eine beliebte Währung

Egal ob globale Finanzkrise, Staatsschuldenkrise in Griechenland oder die Nullzinsen – Der Euro hat in seinen 20 Jahren schon so manche Krise überstanden. Und trotz allem ist er so beliebt wie noch nie, sagt die Europäische Zentralbank, sagt Doris Schneeberger. Sie ist Leiterin für das Währungsmanagement bei der EZB.

„Wenn wir heute die Menschen fragen was halten Sie vom Euro? Wie stehen Sie dazu? Dann sehen Sie das knapp 80 Prozent der Menschen sagen ja, der Euro ist eine gute Sache für die Europäische Union. Und ungefähr 70 Prozent sagen auch er ist eine gute Sache für mein eigenes Land“, erklärt Schneeberger.

Digitaler Euro und neue Geldscheine kommen

Demnächst soll es sogar noch eine neue Geldscheinserie geben – dieses Mal unter Beteiligung der Menschen im Euroraum. Und weil wir immer digitaler zahlen und leben, zusätzlich auch noch eine digitale Version des Euro, erklärt Schneeberger.

„Beim digitalen Euro befinden wir uns derzeit in der Untersuchungsphase. Es gibt noch keine Entscheidungen einzuführen. Es gibt auch noch keine Entscheidung, wie er aussehen soll, was wichtig ist. Es soll das Bargeld nicht ersetzen, soll es ergänzend vor allem haben wir gesehen, dass immer mehr Menschen Online-Einkaufen, mehr digital bezahlen. Und da wollen wir eine Alternative bieten im Zentralbankgeld, die auch online verfügbar ist“, sagt Schneeberger.

Und so wird es rund um den Euro auch auch in den nächsten zwanzig Jahren sicher nicht langweilig werden.

Über das Jubiläum der Einführung des Euro-Bargelds habe ich am 01.01.2022 in der tagesschau sowie am 19.01.2022 in „mex – das marktmagazin“ berichtet.