Thomas Cook erfand 1841 die Pauschalreise. Doch das gleichnamige Unternehmen gibt es nicht mehr. Preiskampf, Brexitsorgen und Milliarden-Schulden zwangen den Urlaubriesen in die Knie. Die Pleite traf die Reisenden aus heiterem Himmel.

Trüber Herbstregen vor der Thomas Cook-Zentrale in Oberursel – ein Wetter, vor dem Robert Niess Anfang November mit einer Pauschalreise in die Türkei flüchten wollten. Doch weil ihm  die Insolvenz in die Quere kommt, will er heute persönlich herausfinden, ob er Geld verlieren könnte.

600.000 Reisende weltweit stranden

„Ich habe noch nix bezahlt, ich habe heute morgen geschaut, es ist noch nichts abgebucht worden. Noch keine Anzahlung, noch kein Restbetrag, der wird erst vier Wochen vorher abgebucht“, sagt Robert Niess.

Während Robert Niess wenigstens persönlich bei Thomas Cook nachfragen kann,  sind die Reisenden am Frankfurter Flughafen frustiert von der Informationspolitik des Reisekonzerns. Viele sind davon ausgegangen, dass nur die britischen Unternehmensteile von der Insolvenz betroffen sind. Doch jetzt geht es auch für 140.000 deutsche Urlauber nicht weiter.

So wie ihnen ergeht es weltweit 600.000 Reisenden. Die meisten von ihnen aus Großbritannien, wo Thomas Cook bereits am Morgen auch den gesamten Flugbetrieb eingestellt hat. Die Folge: Lange Schlangen an den Informationsschaltern und Menschen, die in den Urlaubs-Hotels auf weitere Informationen warten.

Ein Rettungspaket platzt in letzter Sekunde

Dabei war Thomas Cook 1841 angetreten, den Reisenden ein allumfassendes Erlebnis anzubieten – die Pauschalreise. Doch der zunehmende Preiskampf, die Brexit-Sorgen, die die Urlaubsfreude  dämpfen, und milliardenschwere Schulden machen alldem einen Strich durch die Rechnung.

Ein Rettungspaket in Höhe von 900 Mio.Pfund war schon im Juli geschnürt. Die Hälfte davon wollte der chinesische Invester Fosun geben. Doch damit Banken und Gläubiger die andere Hälfte bezahlen, verlangten sie eine Sicherheit von 200 Mio. Euro, die Thomas Cook selbst von der britischen Regierung nicht mehr bekommen konnte.

Um Weiterzufliegen, hat die deutsche Tochter Condor hat jetzt einen Überbrückungskredit bei der Bundesregierung beantragt.

Reiserechtler: Ruhe bewahren, auf den Veranstalter warten

Verbraucherexperten mahnen die Reisenden deswegen, Ruhe zu bewahren. „Es ist im Moment noch kein Grund zur Panik“, sagt der Reiserechtler Holger Hopperdietzel. „Aber wichtig ist für den Reisenden, dass er sich in Verbindung setzt mit der Reiseleitung bzw. dem Reiseveranstalter hier in der Zentrale. Um zu erfahren, wie es mit ihm weitergeht.“

Robert Niess hat auf seine persönliche Nachfrage schon ein erstes Feedback erhalten: „Er hat zu mir gesagt, er kann kein Storno jetzt machen, er kommt in kein System rein. Der Reiseveranstalter wird sich bei mir melden“, sagt Niess. So heißt es wohl nun für alle Thomas-Cook-Urlauber erstmal: Abwarten statt Urlauben.

Mein Beitrag zur Tomas-Cook-Pleite lief tagesaktuell am 23.09.2019 im ARD-Mittagsmagazin.